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Sexarbeit gibt es in sehr vielen Formen. Eine von vielen ist Escort-Service, das ist die Form von Sexarbeit, die ich für mich entdeckt habe. Viele von Euch kennen wahrscheinlich keine Sexarbeitenden oder Kunden, zumindest wissentlich, und sind auf das angewiesen, was ihr so hören, lesen oder sehen könnt, in Filmen, sozialen Medien, Internet, in der Kneipe oder wo sonst auch immer. Aber Erzählungen aus zweiter oder dritter Hand haben halt den Nachteil, dass sie von den Interessen und Werten des Erzählenden geprägt sind und wenig Wissen vermitteln. Wie soll man sich da eine fundierte Meinung bilden? Schwierig. 

Deshalb möchte ich hier erzählen wie es zu einem Treffen mit einem Escort kommt, wie so ein Date abläuft (ablaufen kann) und auch warum das eine Welt ist, die ich ausgesprochen schätze.

Also erstmal muss man den Sexarbeitenden finden, gerade wenn man das erste Escort-Date haben oder jemand Neues kennenlernen möchte. Das findet heute meist im Internet statt, in Foren, über Escort Agenturen, Webseiten der Sexarbeitenden oder Social Media. Dort findet man dann Infos über den Sexarbeitenden, wie Alter, Interessen, meist auch angebotene Dienstleistungen, was für‘s Auge, also Bildergalerien, was für den Geist, also ansprechende Texte, die uns Kunden die Richtung weisen, was uns erwarten könnte.

Ja und wenn man dann den Menschen gefunden hat, mit dem man so ein Date erleben möchte dann geht es daran, den Dienstleistenden anzuschreiben, zu sagen was man möchte, wann, wo, wie lange. Bei Sexarbeitenden, die über eine Agentur arbeiten findet der Kontakt über die Agentur statt und nicht mit dem Sexarbeitenden selbst.

Irgendwann kommt es dann zu dem Treffen. Je nach dem, wie lange man sich trifft, plant man dann mehr oder weniger Programm drumherum, man geht auf einen Drink in eine Bar, in ein Restaurant, vielleicht auch in eine Show, ins Theater, vielleicht auch ‚nur‘ auf eine Currywurst oder über einen Jahrmarkt. Die Möglichkeiten sind unzählig.

Vielleicht ist Euch aufgefallen, dass ich noch gar nicht über Sex geredet habe und das ist durchaus Absicht. Ich habe dafür zwei Gründe: Erstens, es ist für mich soviel mehr als Sex! Und zweitens, ich liebe eine gute Dramaturgie und schreibe über das Schönste deshalb eher zum Schluss. Für mich gehört Sex zu einem Escort-Date definitiv dazu, das Bonmot von der schönsten Nebensache der Welt hat definitiv seine Berechtigung.

Das ist auch der Grund, weshalb ich in diese Welt eingetaucht bin. In meinem Leben ist mir Sexualität und Intimität über die Jahre irgendwann abhanden gekommen und das hat meine Lebensqualität schon ziemlich eingeschränkt. Die habe ich durch Escort-Dates mit wunderbaren Menschen wieder geschenkt bekommen.

Also ja, es kommt auch meist zu sexuellen Begegnungen, Intimität, Erregung, Ekstase, Erschöpfung. Aber wo? Oft trifft man sich in einem schönen Hotel, es gibt aber auch Sexarbeitende, die stilvolle Wohnungen eingerichtet haben, in denen man sie besuchen kann und manche besuchen ihre Kunden auch zuhause. Und das Erlebnis ist umso schöner, je klarer man vorher kommuniziert hat, wonach einem der Sinn steht. Es ist die Mühe wert, den Sexarbeitenden zu finden, der genau Deine spezifischen Vorlieben anbietet und mit denen man sich mit der Zeit vielleicht gegenseitige Sympathie teilt. Und ja, es hat etwas mit mir gemacht, als eine Sexarbeiterin mich in einem geschützten, sexpositiven Kreis als „einen Ihrer Lieblingskunden“ vorgestellt hat. Da stecken zwei wichtige Worte drin, „Liebling“ und „Kunde“. Wer sich überlegt, auch mal in die Welt des Escort einzutauchen, sollte sich bewusst sein, es kann eine durchaus sehr emotionale Erfahrung werden. Es ist eine Beziehung zwischen einem Dienstleister und einem Kunden, wenn man sich jedoch Mühe gibt und alles passt, eine sehr schöne.

Man könnte jetzt meinen, das wäre eine sehr glamouröse Welt, lange wallende oder erotisch knappe Abendkleider, 12-cm-High-Heels oder ähnliches. Ja, diese Welt gibt es, aber auch hier gilt, Sexarbeit ist soviel vielfältiger. Auch in Jeans und Turnschuhen durch den Wald toben, sich an der Pommesbude fröhlich das T-Shirt vollkleckern kann sehr schön und erotisch sein.

Es macht mich wütend, wenn ich lese, wie Sexarbeitsgegner behaupten, dass jeder ‚Freier‘ ein Vergewaltiger, ein Täter ist. Das ist einfach so etwas von falsch! Und ja, ich zahle für diese Dienstleistung, aber das mache ich gerne, weil sie, so wie ich sie erlebe, für mich ein Luxus ist, den ich sehr wertschätze und die Sexarbeitenden, mit denen ich mich treffe, Ihren Beruf selbst gewählt haben und ihn selbstbestimmt ausüben.

Und noch was, ich habe mal irgendwo gelesen, dass Escort eine der am häufigsten angebotenen erotischen Dienstleistungen hierzulande sei. Und da Escort eigentlich auch immer eine starke soziale Komponente hat, wird ziemlich einfach deutlich, dass das von Sexarbeitsgegnern gern verbreitete Bild ein Fake ist. Warum sie das aber unbeirrbar behaupten, das ist eine eigene Geschichte.