Vor etwa zehn Jahren las ich ein Interview von einem Callboy, das mich sehr stark beeindruckte, so dass ich auch mal die Erfahrung machen wollte, wie es ist, eine Dienstleistung zu buchen. Mit meiner Freundin surfte ich stundenlang auf einem Callboy-Portal, bis wir einen fanden, der mir auch sympathisch erschien, da mir in dieser Zeit die körperliche Nähe zu meinem Mann fehlte. Bald stellte ich fest, dass ich mehr wollte und so stieß ich dann auf BDSM. Dort lernte ich meinen ersten Partner kennen. Der Wunsch auf neue, unverbindliche Erfahrungen blieb, weshalb ich die Idee hatte, einen BDSM-Dienstleister zu buchen. Mit großer Vorfreude reiste ich dorthin, doch leider endete es in einer Enttäuschung. Nach diesem Erlebnis hatte ich Mühe, Nähe zuzulassen. So durchstöberte ich das Internet und fand einen BDSM-Dienstleister, zu dem ich Vertrauen aufbauen konnte. Bei ihm durfte ich meine eigene Sexualität erforschen und zudem half er mir, mich meinen Ängsten zu stellen. Über sechs Jahre hinweg besuchte ich ihn regelmäßig. So hatte ich die Möglichkeit, die unterstützende Sexarbeit kennenzulernen. Dort kann der Kunde in einem sicheren Rahmen selbst praktische Erfahrungen sammeln. Manchmal sind es auch nur Gespräche, die helfen. Es war nicht immer so selbstverständlich, jemanden Professionelles zu buchen, vor allem in den Anfangszeiten schämte ich mich sehr, da tief in meinem Kopf festgelegt war, dass eine Frau keine sexuellen Dienstleistungen in Anspruch nimmt und es zudem unangenehm war, sich vor einer fremden Person zu entkleiden. Dieses Gefühl begleitete mich mehrere Jahre, bis ich lernte, damit umzugehen. Die Entscheidung, welchen Dienstleister ich buche, kann bei mir mehrere Monate dauern. Dabei ist mir wichtig, jemanden zu finden, zu dem ich Vertrauen aufbauen kann und zu meinen Vorlieben passt. Ich kenne sowohl das private als auch das bezahlte Spiel, da könnte man sich fragen, warum ich mir dann noch einen Dienstleister buche. Ganz einfach: weil ich Bedürfnisse und Wünsche habe, die mein Partner mir nicht in dem Maße erfüllen kann, das ich für mich brauche. Auch buche ich manchmal noch unterstützende Sexarbeit, weil es einfacher ist, mit einer neutralen Person darüber zu reden und Hilfe anzunehmen.
